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04.03.2022

Über 20 Jahre Sorgen- und Krisentelefon Ammerland

Vor 20 Jahren trat in Niedersachsen das Gewaltschutzgesetz in Kraft. Das Projekt „Telefon gegen Gewalt“ ging im Ammerland sogar schon ein Jahr zuvor an den Start, genauer am 5. März 2001 um sieben Uhr morgens. Seitdem finden Ratsuchende beim „Sorgen- und Krisentelefon Ammerland“ unter der Telefonnummer 0800 2622226 tagtäglich von 14 bis 22 Uhr ein offenes Ohr.

„Das Ziel bestand darin, für Betroffene von Gewalt eine Form von Erste-Hilfe anzubieten: schnell, unkompliziert, niedrigschwellig“, erinnert sich die Gleichstellungsbeauftragte Anja Kleinschmidt, die das „Telefon gegen Gewalt“ ins Leben gerufen und die Idee in Kooperation mit dem Kreispräventionsrat und der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern umgesetzt hat.

Der Diplom-Psychologe Werner Folkers von der Beratungsstelle für Kinder, Eltern und Jugendliche begleitet das Projekt seit mehr als zwei Jahrzehnten zusammen mit seiner Kollegin Monika Rieck. „Mit 25 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die 2001 für die Klientenzentrierte Gesprächsführung ausgebildet wurden, hatten wir zunächst ein solides Fundament. Sie wurden wie alle Folgenden im Team durch die Beratungsstelle begleitet. 2003 wurde im Rahmen einer Neuorientierung die Namensänderung zum „Sorgen- und Krisentelefon“ vorgenommen, da sich der Schwerpunkt der Gesprächsinhalte verschob und es in den Telefonaten nicht mehr vorrangig um erlebte Gewalt ging, sondern Themen wie Alkoholerkrankung, geschlechtliche Identität, Depression, Angst und Einsamkeit in den Vordergrund rückten“, skizziert Werner Folkers die Entwicklung der Einrichtung bei einem Pressegespräch im Kreishaus.

Monika Rieck, Diplom-Pädagogin, beschreibt einen typischen Arbeitstag beim Sorgen- und Krisentelefon: „Der Telefondienst ist in einem Zwei-Schicht-Betrieb geregelt und umfasst jeweils vier Stunden. In dieser Zeit wird das Telefon über eine Rufumleitung auf den Privatanschluss der Diensthabenden geleitet; man arbeitet also von zu Hause aus. Dabei ist es wichtig, ungestört zu sein und sich bewusst auf den Dienst einzustellen.“

Und warum wählen Menschen die Nummer des Krisentelefons? „Allgemein wird in Krisensituationen angerufen, zum Beispiel nach dem Bekanntwerden einer plötzlichen Erkrankung oder bei Trennungen. Oft fühlen sich Anrufende einsam und haben depressive Beschwerden und Ängste. Nicht selten sind es aber auch Alltagssorgen, die die Hilfesuchenden mit niemandem sonst besprechen können, da sie überwiegend oder ganz allein sind und häufig fortschreitend isoliert leben. Auch chronisch psychische Erkrankungen sind in vielen Fällen zu beobachten“, berichtet Folkers und beschreibt auch die beruhigende Wirkung der Gespräche auf die Anrufenden: „Es hat sich herausgestellt, dass vertrauensvolle Gespräche mit einem Menschen, der in erster Linie zuhört und empathisch reagiert, wie Balsam für die Seele wirken können und schon allein deshalb sehr hilfreich sind. Bei diesem Dienst am Nächsten geht es weniger darum, Ratschläge zu geben, als vielmehr um mitfühlendes, nicht bewertendes Zuhören.“

Durch die regelmäßigen Supervisionstreffen und den engen Austausch untereinander gelänge es gut, eigene Belastungen durch die Telefonate mit Hilfesuchenden zu verarbeiten, erläutert Monika Rieck die Begleitung der Ehrenamtlichen und versichert: „Es besteht für Mitarbeitende auch jederzeit die Möglichkeit, Kontakt mit uns in der Beratungsstelle aufzunehmen; wir können dann Unterstützung anbieten.“

„Dass wir diese wichtige Serviceleistung seit über zwanzig Jahren an jedem Tag im Jahr – anfänglich rund um die Uhr, heute acht Stunden am Tag – zuverlässig gewährleisten können, ist den etwa zwanzig ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken. Einige von ihnen sind schon von Anfang an dabei, das ist sicherlich auch etwas Besonderes und für Projekte dieser Art nicht selbstverständlich. Darüber hinaus gilt mein besonderer Dank Monika Rieck und Werner Folkers, ohne deren intensive fachliche Begleitung diese Einrichtung nicht denkbar gewesen wäre“, lobt Sozialdezernent Ingo Rabe das gesamte Team des Sorgen- und Krisentelefons.

Werner Folkers hat sich nunmehr in den Ruhestand verabschiedet, Nachfolgerin ist Kerstin Spradau-Kahnt, ebenfalls Psychologin in der Beratungsstelle. Sie freut sich bereits sehr auf ihre Aufgabe: „Die Mitarbeitenden beim Krisentelefon sind eine ganz besondere Gruppe. Die Treffen sind geprägt von viel Vertrauen untereinander, und der Humor kommt dabei auch nicht zu kurz!“

Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, sich für weitere Informationen unter der Telefonnummer 04488 56-5900 zu melden.