Gutachten zur Standortsuche für radioaktive Abfälle im Kreishaus vorgestellt
Im Kreishaus in Westerstede wurde am Mittwoch, dem 27. November, das Gutachten zur Standortsuche für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle vorgestellt. Dr. Bernd Klug vom Planungsbüro Terra Geoservice GmbH aus Worms erläuterte das Verfahren zur Identifizierung möglicher Endlagerstandorte. Die Veranstaltung richtete sich an interessierte Bürgerinnen und Bürger, die im Anschluss an den Vortrag die Möglichkeit hatten Fragen zu stellen und mit dem Experten zu diskutieren.
Uwe Caspers, Leiter des Amtes für Bauwesen und Kreisentwicklung im Landkreis Ammerland, betonte die Bedeutung der frühzeitigen Einbindung der Öffentlichkeit: „Obwohl sich die Standortsuche noch in einer frühen Phase befindet, ist es uns wichtig, Transparenz zu schaffen und die Bürgerinnen und Bürger in diesen hochkomplexen Prozess einzubeziehen. Nur durch eine umfassende Aufklärung und offene Diskussion können wir eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung der Standortsuche schaffen und die Bedenken und Anregungen der Bevölkerung berücksichtigen.“
Die Entscheidung über ein Endlager für hochradioaktive Abfälle in Deutschland, ursprünglich für das Jahr 2031 anvisiert, könnte aufgrund der komplexen Anforderungen und der Frage der regionalen Akzeptanz voraussichtlich nicht eingehalten werden.
Das Gutachten, das im Auftrag des Landkreises Ammerland und gefördert durch das Land Niedersachsen erstellt wurde, überprüft und bewertet die bisherigen Ergebnisse der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) für das Landkreisgebiet. Im Spätsommer 2024 wurde das Gutachten abgeschlossen und bietet eine detaillierte Plausibilitätsprüfung der Vorgehensweise und Bewertungsergebnisse der BGE gemäß den Vorgaben des Standortauswahlgesetzes (StandAG). Dabei wurden insbesondere geowissenschaftliche Primärdaten des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LEBG) berücksichtigt.
„Die Vorgehensweise und die Bewertungsergebnisse der BGE zur Ausweisung der fünf Teilgebiete im Landkreis Ammerland im Jahr 2020 entsprechen den Vorgaben des StandAG. Allerdings gehen wir davon aus, dass die vier Teilflächen im Tongestein aufgrund der geologischen Gegebenheiten im weiteren Auswahlprozess abgewertet werden“, so Dr. Bernd Klug.
Eine der zentralen Erkenntnisse des Gutachtens ist die Einschätzung des Salzstocks „Zwischenahn“, einer der größten Salzstrukturen in Norddeutschland, der aufgrund seines Ausmaßes grundsätzlich das Potenzial für größere Homogen-Bereiche mit reinem Steinsalz hat und deshalb weiter im Fokus bleiben könnte. Die geowissenschaftliche Datenlage für viele Salzstöcke sei jedoch durch fehlende 3D-Seismik und wenig Bohrungsinformationen noch unzureichend.
Am 4. November 2024 veröffentlichte die BGE aktuelle Arbeitsstände zu 13 der insgesamt 90 untersuchten Teilgebiete. Für die fünf Teilgebiete im Landkreis Ammerland sind derzeit noch keine Arbeitsstände verfügbar. Interessierte Bürger können den Fortschritt der Endlagersuche über den BGE Endlagersuche Navigator auf den Webseiten der BGE oder des Landkreises Ammerland verfolgen.