Neujahrsempfang 2025
Der Landkreis Ammerland begrüßte am Freitag, dem 10. Januar, zahlreiche Gäste zum traditionellen Neujahrsempfang im Kreishaus in Westerstede. Die Landrätin Karin Harms blickte gemeinsam mit den Anwesenden auf die Erfolge und Herausforderungen des vergangenen Jahres zurück und wagte einen optimistischen Blick nach vorne. In ihrer Ansprache betonte sie die Bedeutung von Solidarität und Gemeinschaft für den Landkreis: „Das WIR ist unser stärkster Anker in einer Welt voller Herausforderungen. Vielfalt ist keine Last, sondern eine Chance, die uns stärkt.“
Ein Höhepunkt des Abends war der Festvortrag von Frau Prof. Dr. Ayça Polat, Professorin für Sozialpädagogik in der Migrationsgesellschaft an der Universität Oldenburg. Mit ihrer Expertise sprach sie über die Chancen von Integration in einer vielfältigen Gesellschaft und regte zum Nachdenken und Handeln an.
Für musikalische Unterhaltung sorgte der zwölfjährige Nachwuchsgitarrist und Gewinner von „Jugend musiziert“ Damian Gherman. Mit seinem virtuosen Auftritt verlieh er dem Abend eine besondere Atmosphäre und begeisterte das Publikum.
Der Landkreis bedankt sich bei allen Gästen für ihre Teilnahme und den bereichernden Austausch.
Rede der Landrätin zum Neujahrsempfang 2025
Ein neues Jahr hat begonnen – ein perfekter Zeitpunkt, um gemeinsam zurückzublicken, Bilanz zu ziehen, Erreichtes zu würdigen und uns auf das Kommende vorzubereiten. Die Herausforderungen, mit denen wir uns konfrontiert sehen, sind vielfältig, aber heute geht es um das, was uns verbindet: das WIR im Sinne von WIR ALLE, das uns immer wieder zusammenbringt, durch Höhen und Tiefen trägt und uns ganz nach der berühmten Weisheit von Aristoteles „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ dazu befähigt, gemeinsam eine starke und lebenswerte Zukunft zu gestalten.
Angesichts des vielfältigen Programms werde ich mich wie in den Vorjahren darauf beschränken, einige von Ihnen – stellvertretend für alle anderen – persönlich zu begrüßen: Mein besonderer Gruß gilt den Mitgliedern des Deutschen Bundestages und des Niedersächsischen Landtages, der Bürgermeisterin und den Bürgermeistern der sechs Ammerländer Gemeinden und der Stadt. Ebenso herzlich begrüße ich Generalstabsarzt Dr. med. Johannes Backus, stellvertretender Inspekteur und Kommandeur Gesundheitseinrichtungen vom Sanitätsdienst der Bundeswehr. Und ein besonderes Willkommen möchte ich unseren Freunden aus unserem polnischen Partnerlandkreis Pleszew aussprechen: Herrn Landrat Maciej Wasielewski und den Vorsitzenden des Kreisrates, Herrn Mirek Kuberka. Serdecznie witamy! Herr Wasielewski wird gleich ebenfalls einige Worte an uns richten.
Auch die Vertreterinnen und Vertreter der Medien heiße ich herzlich willkommen. Für die wertschätzende Berichterstattung im Jahr 2024 danke ich Ihnen von Herzen. Lassen Sie uns weiterhin in einem so konstruktiven Austausch bleiben!
Wenige Themen bewegen uns derzeit so sehr wie Migration. Nach einer aktuellen Studie des Markt- und Meinungsforschungsunternehmens Ipsos zählen 44 Prozent der Deutschen Migration zu den größten persönlichen Sorgen. Das zeigt, wie dringend es ist, dass wir uns mit diesem Thema konstruktiv befassen. Deshalb freue ich mich besonders, dass ich für den heutigen Anlass Frau Prof. Dr. Ayça Polat als Festrednerin gewinnen konnte. Sie hat die Professur für Sozialpädagogik in der Migrationsgesellschaft an der Universität Oldenburg inne und bringt umfangreiche Expertise in diesem Bereich mit.
Ein herzliches Willkommen gilt auch unseren Ehrengästen, die sich mit großem Engagement für nachhaltige Integrationsstrukturen und die Förderung des interkulturellen Zusammenlebens einsetzen. Ich begrüße Sie alle herzlich und danke Ihnen für Ihr Kommen und Ihre wertvolle Arbeit. Schön, dass Sie da sind!
Vor einem Jahr haben wir in einer Pressemitteilung die Geschichte von Hassan Tabel erzählt, der 2020 aus dem Libanon in den Landkreis Ammerland kam, um ein neues Leben zu beginnen. Über die Einstiegsqualifizierung des Jobcenters hat er einen Ausbildungsplatz in seinem Traumjob als Kfz-Mechatroniker gefunden und arbeitet mit großem Engagement auf seine Gesellenprüfung hin. Sein Ausbildungsbetrieb ist begeistert und möchte ihn langfristig im Team halten. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall und zeigt, wie wichtig es ist, dass wir Menschen nicht nur willkommen heißen, sondern ihnen solide Brücken bauen und echte Perspektiven geben. Solche Erfolgsgeschichten sind kein Zufall – sie sind das Ergebnis eines starken WIR.
Diese Haltung war besonders in den Jahren 2015 und 2016 deutlich zu spüren, als die Zahl der Zugewanderten und Schutzsuchenden auch im Ammerland stark anstieg. Es war beeindruckend, wie viele Menschen sofort bereit waren zu helfen – sei es beim Deutschlernen, bei Behördengängen oder bei den ersten Schritten auf dem völlig neuen Terrain. Wir haben damals gezeigt, dass Gemeinschaft im Ammerland auf Solidarität, Unterstützung und dem Mut zu handeln basiert. Bei einem Besuch beim Runden Tisch in Edewecht anlässlich einer Ordensverleihung wurde mir noch einmal bewusst, wie wichtig Orte wie dieser für Schutzsuchende sind, denn sie bieten nicht nur Orientierung, sondern eröffnen echte Chancen. Heute arbeiten viele der dort betreuten Neuankömmlinge in Unternehmen wie Haskamp, Röben oder Pflanzen-Bruns, etliche absolvieren Ausbildungen bei der DEKRA, FAMO oder Kühne + Nagel, engagieren sich ehrenamtlich oder studieren Jura, Psychologie oder IT. Ich erinnere mich aber auch gut an die Geschichte zweier Frauen aus Afghanistan, die durch Hilfe bei der Kinderbetreuung schnell Deutsch lernen und ihren Hauptschulanschluss machen konnten und nun erfolgreich im Arbeitsmarkt integriert sind. Diese Beispiele aus Edewecht zeigen und dazu gibt es auch etliche Beispiele aus anderen Gemeinden: Wenn wir Menschen unterstützen, schaffen wir Perspektiven für ihre Zukunft, die letztendlich uns alle und unsere Gesellschaft bereichern.
Doch warum gelingt uns das hier im Ammerland, während Migration vielerorts ein gesellschaftliches Spannungsfeld darstellt? Warum können wir Lösungen finden, während man in den Nachrichten häufig von Konflikten, Problemen und gar einem „Lockdown der Menschlichkeit“ liest? Lassen Sie uns einen Moment innehalten und die Fakten betrachten: Heute leben über 11 600 Ausländerinnen und Ausländer in unserem Landkreis: Die Hauptherkunftsländer der Zugewanderten umfassen Polen, Syrien, Rumänien, den Irak, Afghanistan, die Türkei, die Niederlande und die Ukraine. Viele Menschen aus Polen und Rumänien finden vor allem Arbeit im Bereich der Baumschulen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges haben etwa 1500 Ukrainerinnen und Ukrainer im Ammerland Zuflucht gefunden. Darüber hinaus gehören auch Menschen, die zwar hier geboren oder aufgewachsen sind, deren Familien aber einst zugewandert sind, zur lebendigen Gemeinschaft unseres Landkreises. Tatsächlich hat jede und jeder sechste Einheimische im Ammerland familiäre Wurzeln in einem anderen Land.
Ein Rückblick auf das vergangene Jahr zeigt, wie stark uns die Unterbringung von Schutzsuchenden gefordert hat. Ein prägnantes Beispiel war die Errichtung der zentralen Unterkunft „Dorf Edewecht“ für Menschen aus der Ukraine. Mit großem Engagement haben Landkreis, Stadt und Gemeinden das Projekt gemeinsam vorangetrieben, doch aufgrund eines Rechenfehlers des Landes, das von überhöhten Bedarfszahlen ausging, blieb es ungenutzt. Dies führte zu hohen Kosten und Frustration bei allen Beteiligten. Im Frühjahr 2024 wurden die acht Containeranlagen verkauft. Das Gelände, das zukünftig von der Gemeinde Edewecht genutzt werden wird, bleibt aber vorbereitet – als Zeichen unserer Bereitschaft, auf unvorhersehbare Entwicklungen rasch zu reagieren. Der Krieg in der Ukraine dauert an und verlangt weiterhin Flexibilität und Entschlossenheit.
Unser Ziel bleibt klar und unverändert: Wir setzen alles daran, Schutzsuchende vorrangig dezentral unterzubringen und sie in unsere Gemeinschaft zu integrieren. Diese Aufgabe ist anspruchsvoll und erfordert nicht nur Engagement und Weitblick, sondern auch eine enge Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Für dieses gemeinschaftliche Bemühen möchte ich allen Beteiligten meinen ausdrücklichen Dank aussprechen. Diese Herausforderung begleitet uns nicht nur vorübergehend, sondern wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Denn eines steht fest: Eine reine Unterbringung reicht nicht aus. Integration ist das entscheidende Mittel – sie bietet den Menschen nicht nur ein sicheres Zuhause und echte Zukunftsaussichten, sondern schafft auch die Grundlage für Akzeptanz und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.
Um Zugewanderten und Schutzsuchenden eine chancengerechte Teilhabe zu ermöglichen, verabschiedete der Kreistag bereits vor zehn Jahren das Konzept „Koordination von Migration und Teilhabe“. Regelmäßige Integrationsberichte dokumentieren seitdem die Fortschritte und bieten eine wertvolle Grundlage zur Weiterentwicklung der Angebote. Ein bedeutender Meilenstein war 2023 die Einführung eines kommunalen Integrationsmonitorings: Erstmals wurde die Wirksamkeit bestehender Maßnahmen systematisch analysiert und optimiert – ein gemeinsames Projekt der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe und des Steuerungsgremiums Integration. Erlauben Sie mir an dieser Stelle einen Hinweis: Anja Kleinschmidt, Leiterin der Koordinierungsstelle für Migration und Demografie, die sich mit Herz und großem Engagement über viele Jahre für die gleichberechtigte Teilhabe von Schutzsuchenden eingesetzt hat, geht Ende des Monats in den wohlverdienten Ruhestand. Wir verabschieden sie mit großer Anerkennung für ihren unschätzbaren Beitrag.
Migrantinnen und Migranten brauchen langfristige Perspektiven. Ein nahtloser Übergang von der frühen Integration im Kindesalter über die Schul- und Ausbildungszeit bis zur erfolgreichen Teilhabe am Arbeitsmarkt ist deshalb zukunftsentscheidend. Im Landkreis Ammerland unterstützen wir diesen Prozess mit zahlreichen Angeboten und Initiativen. Besonders hervorzuheben ist das vielseitige Programm unserer Kreisvolkshochschule (kvhs): Sie feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und übernimmt mit ihren Bildungsangeboten eine Kernfunktion in den Bereichen Sprache, Weiterbildung und soziale Teilhabe. Seit 2011 unterstützt die kvhs über die Koordinierungsstelle Sprachbildung und Sprachförderung im Elementarbereich Kindertagesstätten, Krippen und Fachkräfte – daneben führen sogenannte „Griffbereit-Gruppen“ Mütter und Kleinkinder praxisnah an das deutsche Bildungssystem heran.
Mit dem Schuleintritt steigen die Anforderungen. Bereits seit 2011 unterstützt das Projekt KoLA (koordinierte Lernförderung im Ammerland) Schulanfängerinnen und -anfänger aus Familien, in denen Deutsch nicht die Muttersprache ist, durch gezielte Sprachförderung. Das Programm KoLAplus ergänzt dieses Angebot speziell für neuzugewanderte Familien, um sprachliche Barrieren abzubauen und den Kindern bessere Bildungschancen zu ermöglichen. Beide Programme fördern Chancengleichheit und Integration im Bildungsbereich. Die positiven Ergebnisse dieser Arbeit sind klar erkennbar: In der niedersächsischen Schulabgangsstatistik liegt das Ammerland bei erfolgreichen Abschlüssen von Kindern mit Migrationshintergrund seit Jahren an der Spitze; vor der Pandemie auf Platz eins, aktuell auf Platz zwei. Die Maßnahmen zeigen wieder Wirkung – und das ist besonders erfreulich, denn diese Kinder sind unsere Zukunft und wir können nicht auf sie verzichten!
Nach der Schulzeit ist die Ausbildung ein zentraler Schritt zur Integration. Im vergangenen Jahr boten Ammerländer Unternehmen über 1 000 Ausbildungsplätze an – ein starkes Signal. Unser junger Auszubildender aus dem Libanon ist das beste Beispiel dafür, wie Engagement und Unterstützung jungen Menschen mit Migrationshintergrund Perspektiven bieten und sie zu einem festen und wichtigen Bestandteil unserer Gesellschaft machen. Um solche Erfolge weiter zu fördern, setzt die Kreisvolkshochschule auf innovative Programme wie Ammerland@(Net-)Work, MArTA, ZukunftsPflege oder Start Guides Ammerland, die gezielt die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen adressieren.
Aber zentrale Säule bleibt der Spracherwerb: Mit über 750 Teilnehmenden jährlich bietet die kvhs das größte Deutschkursangebot im Landkreis. Die Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe fördert zudem gezielt die Deutschkenntnisse in Schule und Beruf. Damit Zugewanderte und Schutzsuchende die Herausforderungen des Alltags, wie zum Beispiel Arzt- oder Behördenbesuche, auch ohne umfassende Sprachkenntnisse bewältigen können, starteten kvhs und Koordinierungsstelle vor zehn Jahren die Sprachmittlungsinitiative. Diese zählt mittlerweile rund 100 ehrenamtliche Sprachmittlerinnen und Sprachmittler, die bei tausenden von Einsätzen jährlich unverzichtbare Hilfe leisten. Ab Ende des Monats wird zusätzlich die mehrsprachige Integreat-App den Zugang zu lokalen Angeboten erleichtern.
Ein Zeichen von Integrationswillen und dem starken Wunsch nach Teilhabe wird bei den Einbürgerungstests der kvhs deutlich, die jährlich rund 100 Personen absolvieren. 2024 stieg das Interesse durch die Reform des Einbürgerungsrechts deutlich: Bis November wurden 365 Anträge gestellt und 317 Einbürgerungen vollzogen. Besonders erfreulich war die erste Einbürgerungsfeier seit der Pandemie im Dezember, bei der 149 Eingeladene offiziell willkommen geheißen wurden. Diese Feiern, die künftig regelmäßig stattfinden sollen, sind ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung. Sie spiegeln nicht nur den Stolz und die Freude der Eingebürgerten wider, sondern auch das Engagement unserer Gemeinschaft, Integration sichtbar und erlebbar zu machen.
Und davon haben wir alle etwas. Unser öffentliches Nahverkehrssystem ist ein Beispiel dafür, wie Integration für alle Beteiligten einen Mehrwert schaffen kann: 2024 wurde das Linienbündel Ammerland Ost erneut ausgeschrieben. Mit den Verkehrsunternehmen IMKEN und Wilmering haben wir nicht nur erfahrene Partner gewonnen, sondern auch eine zukunftsweisende Lösung gefunden: 24 neue Busfahrer aus Pakistan wurden eingestellt, um den Fahrbetrieb zu sichern. Natürlich gab es Herausforderungen, insbesondere sprachliche Hürden. Doch durch das tägliche Sprachtraining und eine engmaschige Begleitung wurden diese erfolgreich gemeistert. Heute profitieren alle davon: Die neuen Kollegen haben eine berufliche Perspektive, die Verkehrsunternehmen können den Betrieb sicherstellen, und die Bürgerinnen und Bürger genießen einen funktionierenden Nahverkehr. Dieses Beispiel zeigt: Integration ist keine Einbahnstraße, sondern eine echte Win-win-Situation für unsere gesamte Gemeinschaft. Gezielte Integrationsmaßnahmen bieten Zugewanderten Perspektiven und mildern den Fachkräftemangel, ein Effekt, der sich tendenziell auch weiter positiv auf unseren Arbeitsmarkt auswirkt. Im Jahr 2024 lag die Arbeitslosenquote im Ammerland bei nur 4,4 Prozent – deutlich unter dem Landes- (5,9 %) und Bundesdurchschnitt (6 %). Mit 48 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wurde zudem ein neuer Höchststand bei der Erwerbstätigkeit erreicht, der wirtschaftliche Stärke und Attraktivität unseres Landkreises eindrucksvoll belegt.
Eingangs stellte ich die Frage, warum es uns im Ammerland gelingt, Migration und Integration so erfolgreich zu gestalten. Sie haben gehört, welche Maßnahmen der Landkreis, die Stadt Westerstede und die Gemeinden als Schlüssel dafür einsetzen. Doch für das Öffnen von Türen muss der Schlüssel auch im Schloss gedreht werden, und das gelingt durch unsere Offenheit und den respektvollen Umgang auf Augenhöhe. Das ist die Basis für echte Gemeinschaft – das besagte WIR, das verbindet und trägt. Die legendäre Sängerin Tina Turner drückte es treffend aus: „Wir werden erst eine bessere Welt haben, wenn wir aufhören, Menschen durch Filter zu betrachten. Wenn wir Menschen wertschätzen für das, was sie ausmacht, wer sie sind, und nicht danach, wie sie aussehen oder woher sie kommen.“
Das WIR endet nicht bei Migration und Integration, sondern prägt alle Lebensbereiche und sichert eine hohe Lebensqualität, wirtschaftliche Stabilität und eine zukunftsfähige Infrastruktur. Das Gesundheitsquartier Westerstede ist dafür ein gutes Beispiel: Seit 2008 arbeiten die Ammerland-Klinik und das Bundeswehrkrankenhaus erfolgreich zusammen, um die medizinische Versorgung in der Region zu stärken. Diese bewährte Partnerschaft wurde im März letzten Jahres durch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und mich offiziell verlängert. Ein besonderer Meilenstein dieser Kooperation ist das im August letzten Jahres fertiggestellte Verwaltungsgebäude mit 4 000 Quadratmetern und 200 Arbeitsplätzen, das von Bundeswehrverwaltung und unserem Gesundheitsamt gemeinsam genutzt wird. Ergänzt wird das Gesundheitsquartier durch ein zweites Personalwohnheim mit 25 Apartments, das im April 2024 in Betrieb genommen wurde und derzeit von der Verwaltung der Ammerland-Klinik genutzt wird, sowie durch ein Parkhaus mit 330 Stellplätzen, dessen Eröffnung für Mai geplant ist. Der nächste Schritt steht bereits an: Mit einem Investitionsvolumen von 233 Millionen Euro entsteht ein gemeinsamer Neubau, der 13 OP-Säle, eine Intensivstation mit 42 Betten und ein integriertes Notfallzentrum umfasst – ein Projekt, das das Gesundheitsquartier nachhaltig stärkt und neue Maßstäbe setzt.
Gleichzeitig haben wir unsere Verkehrsinfrastruktur erheblich modernisiert. Im Rahmen des Moorstreckensanierungsprogramms 2023 wurden die Arbeiten an den Kreisstraßen 131, 132 und 144 in Rastede im Juni 2024 abgeschlossen. Saniert wurde die K 142 von Jeddeloh II bis zur Kreisgrenze Cloppenburg; das Radwegnetz wurde um einen 2,17 Kilometer langen Abschnitt zwischen Querenstede und Ohrwege erweitert. Die K 137 zwischen Westerholtsfelde und Ofen wurde für 1,68 Millionen Euro grundlegend erneuert, und ein Abschnitt der K 114 in Augustfehn wurde rechtzeitig zum Fest der 1000 Laternen fertiggestellt. In Halsbek konnte die Brücke an der K 115 mit 400.000 Euro Kreismitteln saniert werden. Für 2025 ist die Grunderneuerung der K 108 zwischen Bekhausen und Rastederberg mit einem Budget von 1,62 Millionen Euro geplant.
Der Ausbau der Infrastruktur führt zum Thema Haushalt – einem zentralen und spannungsreichen Thema des vergangenen Jahres. Investitionen in die Zukunft und die Sicherung finanzieller Stabilität sind eng miteinander verknüpft: Während wir konsequent in Projekte investieren, die unseren Landkreis und unsere Region zukunftsfähig machen, geraten unsere Finanzen massiv unter Druck. Neben gestiegenen Transferleistungen im Sozialbereich und den hohen Aufwendungen der Eingliederungshilfe werden uns fortlaufend neue Aufgaben übertragen – häufig ohne ausreichenden finanziellen Ausgleich. Für das Jahr 2025 rechnen wir mit einem Defizit von 16,4 Millionen Euro, im Finanzplanungszeitraum 2026 bis 2028 sind jährliche Defizite von 16,8 bis 21 Millionen Euro absehbar.
Gezwungen von äußerst schwierigen Rahmenbedingungen setzen wir klare Prioritäten. Wir investieren in die Modernisierung der Technischen Einsatzzentrale, den Ausbau der BBS Ammerland, Verkehrsanlagen, Kindertagesstätten und die Digitalisierung. Diese Projekte stärken nicht nur unsere Wirtschaft, sondern stehen auch im Ganzen für Verantwortung, Solidarität und die Grundlage einer starken Gemeinschaft. Sie festigen unseren Zusammenhalt und machen deutlich: Gemeinsam können wir selbst unter schwierigen Bedingungen viel erreichen.
In einer Welt voller Krisen und wachsender Bedrohungen für die Demokratie wird dieses WIR zu einem unverzichtbaren Anker. Unsere gemeinsamen Stärken machen uns resilient und zukunftsfähig; Vielfalt ist dabei keine Last, sondern eine echte Chance, gemeinsam durch die Welt zu gehen. Nach einer aktuellen Umfrage des niedersächsischen „Demokratie-Monitors“ des Göttinger Instituts für Demokratieforschung sehen das immerhin drei Viertel der Menschen in Niedersachsen genauso. Lassen Sie uns daher weiterhin für ein starkes WIR verbunden mit der Wertschätzung für Vielfalt eintreten – ein WIR, das Offenheit und Toleranz lebt, Perspektiven schafft und Stabilität sichert. Und in diesem Sinne möchte ich auch eindringlich appellieren: Nutzen Sie Ihr Wahlrecht bei der Bundestagswahl im Februar! Jede Stimme zählt, um die Zukunft aktiv mitzugestalten und für die Werte einzutreten, die uns als Gesellschaft zusammenhalten!